Deutscher Kongress für Geographie (DKG) 2017 in Tübingen

Wie in den Jahren zuvor war der Arbeitskreis auch 2017 beim Deutschen Kongress Geographie in Tübingen (29.09.  bis 05.10.17) vertreten , und zwar einmal mit einer Fachsitzung und desweiteren mit einem Get Together (nicht nur) für die Mitglieder des Arbeitskreises.

Zwischen Krisen und Entwicklungspotenzialen: Tourismus in der Arabischen Welt

In der vom AKTF organisierten Fachsitzung wurden aktuelle tourismusgeographische Fallstudien präsentiert und diskutiert.

Als prominenter Redner, der in die Fachsitzung einleitete, konnte Udo Steinbach gewonnen werden. In durchaus kritischer Betrachtungsweise spannte Steinbach in seiner Keynote den politikwissenschaftlich-historischen Rahmen auf, in den er die aktuelle touristische Entwicklung in der arabischen Krisenregion einordnete. Steinbach rief mit zwei seiner Thesen höchste Aufmerksamkeit hervor: Er trat zum einen dafür ein, die Türkei nicht touristisch zu boykottieren und trotz des bedenklichen Regimes von Präsident Erdogan weiterhin die Türkei als Urlaubsziel zu buchen, denn von einem Boykott würden diejenigen Teile der türkischen Bevölkerung besonders hart betroffen, die im Tourismus ihr täglich Brot verdienen. Zum anderen bezeichnete er das Reiseziel Iran als veritablen Lichtblick. Dort herrsche eine regelrechte Aufbruchsstimmung, die sich im Tourismus besonders positiv niederschlagen und dem Land steigende Besucherzahlen bescheren würde.

Prof. Dr. Udo Steinbach bei seinem engagierten Vortrag in der Fachsitzung

Sami Alhasanat, der seine Kindheit noch in den Felsenhöhlen von Petra verbracht hatte, jedoch den Absprung zu einer beachtlichen akademischen – und als Mitglied des jordanischen Parlaments 2010 bis 2012 auch politischen – Karriere schaffte und selbst Reiseunternehmer ist, berichtete von der aktuellen Situation in der Top-Destination seines Heimatlandes Jordanien: Petra. Einerseits eine ökonomische Erfolgsstory, die derzeit unter dem Eindruck der Tourismuskrise allerdings dramatische Einbrüche zu verzeichnen hat. Andererseits machen weite Teile der Bevölkerung, die an der positiven touristischen Entwicklung nicht partizipieren konnten, keinen Hehl aus ihrer negativen Einstellung dem Tourismus gegenüber.

Manuela Gutberlets Vortrag, die seit 2004  im Oman lebt, befasste sich mit dem Kreuzfahrttourismus in einer Destination, die eindeutig nicht zu den Unruheherden in der Region zählt und deshalb eine beachtliche touristische Entwicklung durchläuft. Das Sultanat nimmt derzeit viel Geld in die Hand, um das Mina Sultan Qabous Waterfront-Projekt in den nächsten Jahren fertigzustellen. Doch auch hier wie an anderen Großstandorten des Kreuzfahrttourismus treten eine Reihe ungelöster Fragen und Probleme auf – nicht zuletzt im sozio-kulturellen Bereich. Allzu freizügig bekleidete Touristinnen und Touristen stoßen zumindest bei den Teilen der Bevölkerung, die auf die Bewahrung sozialer Traditionen und kultureller Werte achten sowie Religion als Grundpfeiler ihrer Gesellschaft betrachten, auf erhebliche Vorbehalte, wenn nicht gar totale Ablehnung.

Marie Karners Vortrag „Tänzeln auf einem weiterhin brodelnden Vulkan“ am Beispiel der libanesischen Altstadt von Byblos zeigte, welchen Einfluss politische Krisen auf touristische Transformationsprozesse in der Region ausüben können. Trotz der Krisen, denen der Libanon in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten jeweils unterworfen war, hat sich die Altstadt von Byblos, seit 1982 auf der Welterbe-Liste der UNESCO, von einem gewöhnlichen Einkaufs- und Geschäftszentrum zu einem intensiv genutzten, postmodern-hedonistischen und hippen Konsumraum entwickelt. Die Transformation spiegelt die Bedürfnisse eines Teils der libanesischen Bevölkerung und auch vieler Besucher aus der gesamten Krisenregion wider, sich von den andauernden politischen Konflikten in ein Leben voller Vergnügen und Konsum zurückzuziehen.

Fast konnte man meinen, in Vendig und nicht in Tübingen zu sein!

Eindeutiges Highlight des  „Get Together“, das vom Arbeitskreis organisiert worden war, war die Fahrt mit dem Stocherkahn auf dem Neckar, vorbei an der absolut attraktiven und malerischen Silhoutte Tübingens! Nach einer kurzen touristischen Führung durch die sehr sehenswerteTübinger Altstadt und der Fahrt im Stocherkahn klang das „Get Together“ in einem wunderschönen Lokal direkt am Ufer des Neckars aus.

Stocherkahnfahrt beim Get Together des Arbeitskreises auf dem Neckar